Hintergrund
Der Wissenstand: Jedes Klimaziel ist mit einem "CO2-Budget" verbunden, d.h., dass die Menschheit bis 2100 nur eine bestimmte Menge von CO2 freisetzen darf, um die Erwärmung innerhalb des gewählten Klimaziels zu halten. Für fast alle Ziele bedeutet das, dass die CO2-Emissionen für die 2. Hälfte dieses Jahrhunderts auf Null gesenkt werden müssen und dass wir somit eine CO2-neutrale Gesellschaft entwickeln müssen. Vergleicht man das Budget für das 2°C-Ziel mit der bisher freigesetzten CO2-Menge, dann sind rund zwei Drittel der gesamten CO2-Emissionen, die wir uns leisten können, schon freigesetzt worden. Gleichzeitig steigen die CO2-Emissionen weiterhin mit einem derartigen Tempo, dass das verbleibende Drittel innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte aufgebraucht sein wird. Das 2°C-Ziel ist dabei, ausser Reichweite zu geraten, sofern wir in Zukunft nicht CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernen können.
Was sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die hinter dem CO2-Budget stehen? Und warum scheinen wir als Gesellschaft eine Wette einzugehen, dass wir sogenannte "negativen" Emissionen erzielen können?
Die politische Arena: Internationale Verhandlungen führten 1997 zur Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls, das die erste – und bisher einzige – Vereinbarung war, in der sich die teilnehmenden Länder einverstanden erklärt haben, ihre Emissionen zu reduzieren. Obwohl das Kyoto-Protokoll im Jahre 2005 offiziell in Kraft getreten ist, war dessen Effekt auf die Entwicklung der Emissionen sehr gering. Grund dafür war einerseits, dass grosse Emittenten auf der Seite der entwickelten Ländern das Protokoll nie ratifiziert hatten (insbesondere USA), und dass andererseits alle anderen Länder, die nicht in den Block der entwickelten Länder gehörten (z.B. China, Indien), sich auf keine Reduktionen verpflichtet haben. Deren Emissionen sind in den letzten Jahren aber rasant angestiegen. Das 2°C-Ziel wurde international verankert, aber bis jetzt wurde kein neues Abkommen für Emissionsreduktionen beschlossen.
Welchen Weg müssen die internationalen Verhandlungen gehen? Wo steht die politische Diskussion? Was können wir von der UN-Klimakonferenz (die sogenannte COP21) erwarten, welche im Dezember 2015 in Paris stattfinden wird? Welche Verhandlungspositionen und -strategien haben die verschiedenen Länder? Welche Rolle kann und soll die Schweiz spielen?
Die technologischen Möglichkeiten: In der Zwischenzeit werden neue technologische Lösungen entstehen, die uns möglicherweise zu einer CO2-neutralen Welt führen könnten. Diese beinhalten z.B. die CO2-neutrale Energieproduktion durch erneuerbare Energien, Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung (CCS) bei fossilen Energien und Energie aus Biomasse mit CCS (BECCS), Ansätze für die Landbewirtschaftung und Aufforstung sowie Reduktionsmassnahmen in der Industrie.
Was wissen wir über diese neuen Technologien und Massnahmen? Was sind ihre aktuellen Vor- und Nachteile? In vielen Szenarien wird von der Verfügbarkeit von CCS-Technologien ausgegangen, aber können diese im grossen Massstab entwickelt und umgesetzt werden? Was sind die besten Technologien, um den Wandel zu einer «low carbon economy» zu beschleunigen?
Da in der Vorbereitung auf external page COP21 die Diskussionen unter den Experten und Entscheidungsträgern wieder aufgenommen werden, ist es ein guter Zeitpunkt, um den Weg zu einer "CO2-freien Welt" zu überprüfen und zu diskutieren.